Bindungsstörungen

Beziehungsprobleme als Folge eines Entwicklungstraumas

Nicht präsente und unzuverlässige Bezugspersonen

Bindungsstörungen sind Bestandteil eines Entwicklungstraumas. Säuglinge brauchen für eine gesunde Entwicklung Bindung. Ein Bindungstrauma entsteht, wenn es in der Kindheit an einer präsenten und zuverlässigen Bezugsperson fehlt und wenn grundlegende emotionale Bedürfnisse nach Sicherheit, Zuwendung, Geborgenheit und Liebe nicht ausreichend erfüllt werden. Betroffenen fällt es dann als Erwachsene schwer, Menschen zu vertrauen und sich auf nahe zwischenmenschliche Beziehungen oder eine Partnerschaft einzulassen. Betroffene vermeiden Beziehungen, haben problematische und unbefriedigende Beziehungen oder Beziehungen, die immer wieder scheitern.

Fehlende eingestimmte Kommunikation

Menschen sind soziale Lebewesen, die sich über die Verbindung zu sich selbst und zu anderen regulieren. Die Bindungen, die wir als Kinder haben, prägen unser ganzes Leben. Idealerweise wachsen wir bei Bindungspersonen auf, die sich sowohl selbst als auch gegenseitig regulieren und ein Umfeld erschaffen, in dem wir ebenfalls Regulation erfahren und erlernen können. Wenn sich ein Säugling z.B. ängstlich, hungrig oder unwohl fühlt, kann sich dieser nicht einfach selbst beruhigen. Er ist zwingend auf Regulation durch einen Erwachsenen angewiesen. Er benötigt Hautkontakt, einen rhythmischen Herzschlag, eine freundliche Stimme und ein liebevolles Lächeln. Das Nervensystem wird auf diese Weise co-reguliert und kann Selbstregulation lernen.

Kleines Window of Tolerance und verminderte Stresstoleranz

Wachsen wir mit Bezugspersonen auf, die die Bedürfnisse eines Säuglings nicht richtig deuten können, diesen vernachlässigen oder misshandeln oder selbst bedürftig sind und daher eher die eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund stellen, weil sie selbst traumatisiert oder psychisch krank sind, sich also selbst schlecht regulieren können, geht der Stress der Bezugspersonen auf den Säugling über. Ein nicht regulierter Säugling schreit sich dann beispielsweise in Rage, gibt irgendwann innerlich auf, wird still und resigniert. Der Zustand wird als überwältigend und lebensbedrohlich erlebt, da er vollkommen abhängig ist und keinen Begriff davon hat, wann und ob überhaupt irgendwann jemand kommen wird, um sein Bedürfnis zu erfüllen und seine wachsende Verzweiflung zu lindern. Dieser Säugling spaltet sich dann zum Selbstschutz von sich und seinen Körperempfindungen ab, dissoziiert.

Überanpassung oder Vermeidung von Nähe und Körperkontakt sowie Verlust des Kontakts zu sich selbst

Beim Erwachsenen kann sich eine Bindungsstörung darin zeigen, dass er emotionale Nähe und körperlichen Kontakt unbewusst mit Gefahr in Verbindung bringt und Beziehungen meidet, eher misstrauisch und distanziert gegenübersteht oder aber, er passt sich den Erwartungen seiner Beziehungspartner in ungesundem Ausmaß an, um diesen zu gefallen und diese nicht zu verlieren und verliert dabei die Verbindung zu sich selbst und den eigenen Wünschen und Bedürfnissen. Kontakt löst im Körper und im Nervensystem also die alte bedrohliche Erinnerung aus: Die Angst vor Vereinnahmung und die Angst vor Trennung und Verlust, wenn man sich zeigt, wie man ist.